Da bin ich nun in einer Klinik für Psychosomatische Symptome. Mit meinen Bananen, Nüssen und meinem Koffer. Gefühlt hatte ich nicht nur diesen Koffer mit Kleidungsstücken und meiner Chinastudie über Ernährung dabei, sondern noch 20 LKW‘s beladen mit Herzschmerzen. 

Das Lustige ist, dass ich selber erst seit kurzem weiß, was ich alles durch gemacht habe. Da ein Schicksalsschlag in den nächsten führte, hatte ich keine Möglichkeiten zur Erholung – geschweige mal Zeit über etwas davon nach zu denken und dieses zu verarbeiten. Im Kurs zur leitenden Pflegefachkraft mussten wir eine Biografiearbeit und einen Konflikt in einer Hausarbeit ausführen. Als eine Mitschülerin meine Arbeit gelesen hat und mich darauf aufmerksam machte, erst seit dem ist mir ernsthaft bewusst, dass ich wirklich ne Menge durch gemacht habe, deshalb entschied ich mich für die Therapie. 

In meinem Krankenhauszimmer kam nach kurzer Zeit eine psychologische Ärztin ins Zimmer. Sie machte kleine Untersuchungen und stellte mir viele Fragen. Meine Antworten schienen ihr nicht zu gefallen. Irgendwann kamen wir auf das Thema vegane Ernährung, denn sie äußerte,dass Tiere nicht so fühlen wie die Menschen. Nun begannen wir zu streiten, denn ich finde ihre Aussage kaltherzig und aggressiv. Ich fragte sie, wie sie denn darauf kommt, nur weil Tiere nicht in menschlicher Sprache sprechen? Macht man das jetzt davon abhängig ob jemand sprechen kann? Was ist denn das für eine Aussage? Dann können wir ja jetzt auch Alzheimer-Patienten im fortgeschrittenen Stadium essen. Sie fragte mich: Wo kommt all ihre Moral her? Was war in ihrer Kindheit? Scheinbar suchte sie einen Fehler in meiner Kindheit. Anschließend hat sie mich in eine Essgruppe für Magersüchtige eingestuft und meinte, dass ich heute normal mit den anderen essen kann und ab morgen nur noch unter strengster Beobachtung. Sie sah meine Bananen und meine Nüsse und nahm mir diese weg. Alle Diskussionsversuche scheiterten. 

Ich meditierte nach dem Gespräch viel, denn mein Instinkt riet mir zur Flucht. Mein Magen meldet sich wieder, eigentlich bin ich hier um Stress zu entkommen, jetzt hab ich wieder Stress. Ich telefonierte, um meinen Frust abzulassen und um jemanden in meine Fluchtgedanken einzuweihen. Irgendwann gab es Essen, dies wurde uns in einem großen Speisesaal ausgehändigt. Hier hatten alle die Anweisung bis zu einer bestimmten Uhrzeit im Raum sitzen zu bleiben. 

Ich deckte meinen Teller auf, welches an meinen Platz stand. Ich sah Fleisch. Ich schaue mich um und jeder hier isst Fleisch. Ich deckte meinen Teller wieder zu. Die am Tisch sitzenden Personen hatten Verständnis, immerhin keine Diskussion mit Ihnen warum ich das nicht essen möchte. Ein anderes Menü bekam ich nicht und ich war jetzt langsam wütend. Ich hätte ja Bananen oder Nüsse essen können, wenn man mir diese nicht weggenommen  hätte.

Ich ging zum Schwestern-Zimmer, nachdem auch ein Spaziergang nach dem Essen mich nicht beruhigte. Ich sagte vorsichtig, in dem sanftesten Ton, den ich besitze: Es tut mir leid, doch ich glaube für mich ist das hier nichts. Ich möchte auf eigenen Wunsch nach Hause. Wieder begann eine lange Diskussion. Die Schwestern äußerten sie informieren den leitenden Stationsarzt. Nach einer ganzen Weile Stress kam der leitende Arzt. Wir führten ein ziemlich interessantes und nettes Gespräch, doch auch er konnte meinen Wunsch, auf Entlassung nicht mehr ändern. Frustriert fuhr ich Heim. Nirgends werde ich verstanden und niemand hilft mir wegen meinem Magen. 

Ich war wütend auf das Krankenhaus, auf alles. Ich wollte all den Frust los werden, meine Wut. So fing ich an auf Facebook zu meckern, all meinen Frust abzulassen. Zu diskutieren. In der Schule hat mir dieses Mal keiner mehr übel genommen, wie ich lebte. Oft führten wir interessante Diskussionen und ich wurde wieder stärker und selbstbewusster. Im Dezember musste mein Vater dann ins Krankenhaus. Ich war froh, dass meine beste Freundin hier war und ich ihren kleinen Sohn endlich in den Arm nehmen konnte und dass mein Vater ihn noch kennen gelernt hat. Ich hab sogar noch ein Video davon. In meinen Gedanken verschwand ich immer mehr in Angst, Angst meinen Vater zu verlieren. Als ich dann noch ein Angebot zur Edelhure bekommen habe, war ganz vorbei. Ich drehte innerlich völlig durch und wusste nicht mehr bin ich irre oder bin es nicht? Ist die Welt irre? Was ist normal? Was ist nicht normal? Was ist echt und was nicht? Was ist eigentlich wahr? Meine allergrößte Sorge war meine Angst. Angst psychisch daran kaputt zu gehen, wenn Papa stirbt. Ich hätte nie, nie, niemals gedacht, dass es so ein Horror wird und bis heute könnte ich sofort zu einem Scherbenhaufen zusammenbrechen. Danke an alle die geholfen haben diese immer zu flicken. Familie, Freunde, Verwandte, Bekannte. Egal ob persönlich, nur auf Facebook, Mail, WhatsApp oder Instagram. Ich danke euch von aller größtem Herzen ?. 

Danke. Eure Tammy 

6 thoughts on “Hilfe, sie ist zur missionierenden Veganerin mutiert. Teil 3

  1. It is ok to be you and know your feelings. Life is a trauma at all possible levels. I am glad you have shared so much since September. I wish you to be well and to begin a life that is thriving amongst the chaos and suffering around the entire world. You have a great heart and your soul survivor instincts are still intact. Love and Peace to you Tammy!

  2. Wow, wonderful blog layout! How long have you been blogging for? you make blogging look easy. The overall look of your website is magnificent, let alone the content! Dody Dallis Swan

  3. Hallo liebe Tammy,

    wir Beide sind seit kurzer Zeit bei Fb befreundet. War eben mal auf Deinem Profil und jetzt auch auf Deiner Homepage. Mir drängte sich jetzt der Wille auf Dir mal ein Feedback zu senden.

    Sicher ist mir nicht entgangen, dass Du eine sehr schöne Frau bist.
    Aber inspiriert zu schreiben haben mich Deine Coronaposts und ganz besonders Deine Einstellung zu Tieren.
    Sogar Veganerin bist Du. Ich habe es bis jetzt leider nur zum Vegetarier geschafft.

    Möchte Dir meinen höchsten Respekt da lassen und einen guten Rutsch in das Jahr 2022 wünschen.

    Stefan

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