Demenz ist eine chronische Krankheit, die nicht nur das Gedächtnis raubt – sie entreißt den Betroffenen Stück für Stück ihre Identität, ihre Orientierung, ihre Sprache und oft auch ihre Würde und am Anfang bekommen sie all das noch direkt mit. In einer alternden Gesellschaft nimmt die Zahl der Demenzerkrankungen stetig zu. Gleichzeitig wächst die Herausforderung, wie wir als Gesellschaft mit den Schwächsten umgehen, wenn sie am meisten Unterstützung brauchen?

Was vielen Leuten nicht bewusst ist, auch der eigene Lebensstil kann eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Demenz spielen. Studien zeigen Zusammenhänge zwischen hohem Fleischkonsum und einem erhöhten Risiko für Alzheimer – dennoch bleibt gleichzeitig aus wirtschaftlichen Gründen die Aufklärung darüber erschreckend gering. Der übermäßige Konsum wird kaum thematisiert, obwohl Prävention genauso wichtig wäre wie die Pflege im fortgeschrittenen Stadium.

Doch was passiert eigentlich, wenn Menschen mit Demenz nicht auf qualifizierte, sondern auf überforderte, schlecht geschulte oder gar abgestumpfte Pflegekräfte treffen? Was geschieht mit einem Menschen, der nicht mehr ausdrücken kann, was er fühlt, der nicht mehr versteht, wo er ist, und dann nicht verstanden wird?

Sie schreien, spucken, schlagen um sich – nicht aus Bosheit, sondern aus purer Angst. Aus Hilflosigkeit. Aus tiefstem seelischem Schmerz. Diese Reaktionen sind oft der letzte Versuch, auf sich aufmerksam zu machen. Wenn diesen Menschen dann keine empathischen, geschulten Fachkräfte begegnen, sondern Personal, das sie als „schwierig“ oder „anstrengend“ abstempelt, werden sie häufig ruhiggestellt. Sediert. Funktionalisiert.

Was viele nicht wissen: Diese Sedierung ist keine Lösung, sondern ein Brandbeschleuniger. Die Medikamente nehmen dem Betroffenen nicht nur die Unruhe – sie nehmen ihm auch den letzten Rest an Klarheit, an Bewegungsfähigkeit, an Lebenswillen. Der Krankheitsverlauf schreitet noch schneller voran. Und der Mensch, der einst Vater, Mutter, Lehrer, Künstler war, wird zur Hülle seiner selbst – gefangen in Angst, Ohnmacht und sediert.

Demenzkranke brauchen keine Verwahrung. Sie brauchen Menschen, die hinschauen, die sie verstehen und begleiten. Qualifiziertes Personal, das weiß, dass ein Griff an die Schulter manchmal mehr sagt als tausend Worte. Fachkräfte die lernen, Verhaltensweisen zu deuten, zu lindern und nicht sie zu unterdrücken. Halt die Empathie mit Fachwissen verbinden.

Solange die Pflege nicht als gesellschaftlich essenzielle Aufgabe verstanden wird, solange wir nicht bereit sind, in Ausbildung, Aufklärung und gesunde Ernährung zu investieren, wird sich an dieser traurigen Realität leider wenig ändern.

Wir alle werden älter. Die Frage ist nicht, ob wir mit Demenz konfrontiert werden – sondern wann. Und vor allem wie wir uns wünschen, dann behandelt zu werden.

Quellen:

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/viel-fleisch-koennte-das-demenzrisiko-erhoehen-152701

https://www.apotheken-umschau.de/pflege/pflegetipps/psychopharmaka-bei-demenz-dauerhafte-gabe-ist-ein-problem-898291.html

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