Die Ärzte waren der Meinung, dass Papa nun den Port erhalten kann. Die Werte und auch der Urin sahen wieder besser aus und so stand der Termin für den geplanten Port endlich fest. Die Operation verlief sehr gut und ich betete wieder, dass der Port sich nicht entzündet oder Papa nicht wieder eine Infektion erhält.

Ich weiß noch wie den einen Tag die Zimmertür von Papa aufging, weil jemand zu uns ins Zimmer trat und meine Augen das Zimmer gegenüber fixierten. Isolierung, das heißt, da liegt jemand mit resistenten Keimen. Oh nein, bitte nicht und dann auch noch direkt gegenüber von Papa. Isolation heißt für mich, dass derjenige der da drin liegt dieses Zimmer nicht verlassen sollte. Den einen Tag waren wir alle gemeinsam als Familie spazieren und ich weiß noch wie wir am Café standen und dann sah ich diese Person, die eigentlich in seinem Zimmer sein sollte.

In mir kam wieder dieses merkwürdige Gefühl auf, kein gutes Gefühl. Pure Angst. Papa wurde dann operiert und der Port sah super aus. Die Operation hat er gut verarbeitet. Um den Port kümmerte sich nur direkt der Stadions-Arzt. Ich war anwesend und auch die Naht vom Port sah super aus. Zum Glück.

Einige Tage vergingen bis das Sanitätshaus sich endlich gemeldet hat. Juhu, das Bett und alle anderen Sachen kommen endlich nach Hause.

Ich fuhr zu Papa, um ihm die freudige Nachricht zu erzählen, dass der Termin für das Bett endlich fest steht. Doch wieder da angekommen, erwartet mich mal wieder etwas Neues. Papa hat plötzlich Atemnot. Seine Sauerstoff-Sättigung im Blut ist super, 98%. Die Ärzte können sich nicht erklären, wo das her kommt. Ich bitte wieder um Abstriche, doch ich werde wieder ignoriert.

Wie es nicht anders sein sollte vergingen so einige Tage. Papa hat weiter gekämpft, sein Sport gemacht und die Bewegung in den Beinen wurden täglich besser. Er hat sich weiter mobilisieren lassen, jedoch hat man gemerkt, dass es immer schwerer für ihn wird und ich hatte immer mehr Angst zu versagen. Ich hätte gerne so laut geschrien, dass die ganze Welt meinen Schmerz, meine Verzweiflung und Angst hört. Ich will ihn nicht verlieren.

Eines Tages sollte es wieder so sein, dass ich ins Krankenhaus fuhr und meinen Vater wie ein Häufchen Elend im Bett fand, seine Füße drückten gegen das Gestell des Bettes. Der Urin hatte wieder leichte Flocken. Falten, Flecken und Krümmel im Bett waren eh Standard. Das alles im Blick und mein Vater bittet mich, die Not-Klingel zu drücken. Er äußerte, er bekomme kaum Luft und müsste auch mal auf das Klo. Ich erkundigte mich bei ihm, während ich gleichzeitig die Klingel drücke, warum er denn nicht selbst klingelt. Als ich dann endlich merkte, dass gar keine Klingel bei ihm angeschlossen war, schoss mein Puls in die Höhe und diesmal so hoch wie nie zu vor.

Heute bin ich dankbar so funktioniert zu haben und so viele Beweise gesammelt zu haben. Den einen Tag (noch auf der Chirurgie) sah ich die aufgeschlagene Akte von Papa und die Seite der Lagerung war aufgeschlagen. Oh,  ich fing an innerlich zu kochen und sah da lauter Uhrzeiten stehen und Lagerungen, die gar nicht gemacht wurden. Mit all den Fotos kann ich beweisen, dass mein Papa gar nicht da gewesen ist, während sie ihn angeblich auf die rechte oder linke Seite gedreht haben. Ich schwieg zu dieser Zeit.

Kurze Zeit später kam eine Schwester ins Zimmer, da ich ja die Klingel gedrückt hatte. Ich stehe zu dieser Zeit links neben Papa seinem Bett und äußere meine innerliche Wut, weil keine Not-Klingel angeschlossen ist und Papa nicht um Hilfe bitten kann. Wie soll mein querschnittsgelähmter Vater, denn so um Hilfe bitten? Er hat doch Atemnot! Sie entschuldigte sich bei uns und lief auf die linke Seite des Bettes, an mir vorbei und wollte tatsächlich, vor meinen Augen, den auf den Boden liegenden Sauerstoffschlauch (Titelbild), wieder an meinen Vater anschließen.

Nun bin ich explodiert und stellte mich schützend vor meinen Vater.
Niemand wird einen auf den Boden liegenden Schlauch an meinen Vater anschließen, wollt ihr ihn umbringen??? Das ist fahrlässig! 
Sie rannte ohne ein Wort zu verlieren, an mir vorbei, lies dabei den Schlauch wieder auf den Boden fallen und rannte aus dem Zimmer.

Ich habe laut im Zimmer geflucht, bis die stellvertretende Pflegedienstleitung ins Zimmer kam. Mit dieser bin ich immer super klar gekommen, sie entschuldigte sich bei uns und ich erkläre ihr noch mal alle Fehler, die ich hier im Krankenhaus miterlebte. Sie holte neue Schläuche und versorgte meinen Vater anständig und äußerte, dass sie das ins Beschwerde-Management aufnimmt und das auch in der Team- und Dienstbesprechung mit rein nimmt.

Innerlich dachte ich nur, toll wie super, davon haben wir jetzt aber ganz viel (Ironie). Langsam kann ich nicht mehr. Ich sehe selber schon blass aus, bin Knochen-dünn und mache Papa teilweise echte Konkurrenz. Wie muss es erst meinem Vater gehen. Allen ging das mit Papa nah und wir haben alle gemeinsam gelitten. Papa selber, seine Mutter, die ganze Familie, Freunde und seine Kunden, die irgendwie mehr wie Kunden sind. Viele kamen immer wieder zu Besuch und haben uns moralisch unterstützt. Eigentlich war, mit kleinen Unterbrechungen, jeden Tag von morgens bis abends jemand bei Papa.

Ich dachte wieder nur, dass ich endlich was tun muss und so sprach ich wieder mit dem Arzt. Ich äußerte zu ihm, dass mir egal ist was die hier machen oder sagen. So bald das Bett endlich zu Hause ist, werde ich meinen Vater hier raus holen. Wenn ich ihn entführen muss, dann werde ich auch das tun. Der Arzt lächelte mich an und meinte, dass er das gut verstehen kann, dass er mir auch gerne bei der Entführung hilft und dann einen kranken Transport für Papa organisiert. Er erklärte mir dann seine Situation. Das er der Stationsarzt ist und eigentlich nur der Mediator zwischen den ganzen anderen Ärzten ist. Dass er die ganze Zeit sein bestes versucht.

Inzwischen hat sich jemand von der Reha gemeldet und würde Papa aufnehmen. Wieder eine so erfreuliche Nachricht. Papa kommt wieder nach Hause, juhu. So können wir vielleicht noch ein paar Reisen machen bis Papa an seinem Krebs stirbt. Ich freue mich so, denn ich hab ihm versprochen, dass ich alles tun werde, um ihn hier raus zu holen und ich ihn nicht alleine lasse und mich um ihn kümmern werde. Ich breche eigentlich niemals meine Versprechen.

Fortsetzung folgt.
Ende Teil 7.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.