Nach Abschluss meines Examens begann ich als Fachkraft in einem ambulanten Pflegedienst zu arbeiten. Das Team verstand sich zum größten Teil gut und 2 Kolleginnen waren aus meiner Ausbildungsklasse, wir wurden alle zusammen eingestellt. Es gab die eine oder andere Kollegin, die qualitativ schlechte Arbeit geleistet hat, weshalb es hin und wieder zu kleineren Konflikten innerhalb des Teams kam. Die Konflikte haben wir immer erst im Team versucht zu klären, was meistens auch erfolgreich war oder an die PDL weiter gereicht und es dann meistens in der Teambesprechung oder in schlimmeren Fällen im Einzelgespräch gelöst.

Wir sind ca. 30 – 37 Patienten angefahren und haben sie mit der Behandlungspflege (SGB V) versorgt. Alle im Team fühlten sich recht wohl, der Dienstplan war immer super gut geschrieben, es wurde immer versucht es uns allen recht zu machen. Um eine Weihnachtsfeier wurde sich auch Gedanken gemacht, um uns einen schönen Abend bieten zu können. Mit der Leitung und unseren Chef verstanden wir uns recht gut.Trotzdem hatten alle viel Respekt vor den Beiden, insbesondere ihm gegenüber.

Um sich zu vergrößern und mit Einwilligung unseres Teams, nahm unsere Leitung noch mehr Patienten an. Uns wurde schmackhaft gemacht, dass wir schneller auf Stunden kommen würden und so mehr freie Tage im Monat haben, weshalb unsere Motivation anfangs sehr gesteigert war freie Tage, dass hörte sich ja auch super an.

Unsere Tour füllte sich nun von 30-37, auf 40-47 Patienten, in einem Dienst. Dafür haben wir schon ca. 7-8 Stunden benötigt. Nach einiger Zeit merkten wir, dass wir hier an unsere Grenzen stoßen. Uns hat die Anzahl der Patienten längst gereicht und eigentlich auch überfordert, die Leitung nahm aber trotzdem weiterhin Patienten an und irgendwann waren es an die 60 Patienten in einer Tour. Zu dieser Zeit häuften sich bei einigen Kolleginnen (immer die Selben) die Krankmeldungen. Aus dem guten Dienstplan wurde dann ein ständiges einspringen an freien Tagen, die Hygiene und Dokumentation nahm immer mehr an Qualität ab. Ist man mal an seinem freien Tag nicht an sein Telefon gegangen, dann hatte man bis zu 7 Anrufe in Abwesenheit, nur von der Arbeit und nächsten Tag durfte man sich (dumme) Kommentare anhören. An Pausen während des Dienstes war überhaupt nicht zu denken. Bis zu 12 Std sind wir an schlimmen Tagen gelaufen, ohne Pausen.

Klar, dass unsere Motivation immer mehr darunter gelitten hat. Ich sprach diese Dinge immer wieder in der Dienstbesprechung an, denn ich war mir meiner guten und ehrlichen Arbeit bewusst. Ich hatte schon 2 positive Feedback Gespräche mit meinem Chef. Meine Kolleginnen hatten alle großen Respekt vor unserem Chef. Gleich bei meiner Einstellung wurde mir gesagt:,, Pass auf den Chef auf, der wirkt zwar voll nett, kann aber auch ganz anders.“ Wie ich aber so bin, lasse ich mir meinen Mund nicht verbieten, wenn mir etwas nicht gefällt.

Wir wurden nicht ernst genommen, was unsere Beschwerden anging und die Leitung hat noch mehr Patienten aufgenommen. Im Team überlegten wir uns, was wir nun machen können. Betriebsrat hatten wir keinen. So suchten wir im Internet nach Informationen und ich fand beim DBFK viele tolle rechtliche Hinweise, zum Thema Dienstplan und Minusstunden. Ich bemerkte das unser Chef uns eigentlich die ganze Zeit um Stunden betrügt und auch das sprach in der Dienstbesprechung an, da meine Kolleginnen sich dies nicht trauten. Seine Begeisterung war natürlich eher gering darüber aber er meinte, dass er bald ein neues System bekommt und dass sich dann etwas ändert.

Das Team dachte schon über eine Überlastungsanzeige nach, denn unsere Kräfte sind nach Monaten verschwunden. An den betrogenen Stunden hat sich, wie uns eigentlich versprochen wurde, nichts verändert. So habe ich den Vorschlag gemacht hinter dem Rücken der Leitung, ein Schreiben aufzusetzen und dass ich mich genau über unsere Rechte usw. informiere. Alle waren mit dem Vorschlag zufrieden. Ich befragte 2 Anwälte und sammelte die Informationen aus dem Internet, vom DBFK.

Mein Chef stellte immer wieder mal jemanden ein und änderte Arbeitsverträge, gab einer Kollegin z.B. mehr Stunden. So kam es dazu, weil ich auch eine schnelle Arbeiterin bin, dass ich ins Minus gerutscht bin. Nach kurzer Zeit wurde ich dann zu einem Gespräch gebeten. Mein Chef wollte, dass ich mit meinen Stunden runter gehe. Er sagte mir ich sei im Minus und er habe den Eindruck, dass es für mich alles zu viel ist, wie ich ja immer in den Dienstbesprechungen betone.

Wir hatten 6 Einzelgespräche darüber. Ich habe meinem Chef in diesen ganzen Gesprächen erklärt, dass laut unseren Arbeitsvertrag keine Minusstunden gibt. Das er erst eine neue Kollegin eingestellt hat und bei einer andere Kollegin Stunden erhöht hat. Einige meiner Kolleginnen hatten Plus stunden, die ich hätte haben können. Ich habe vorgeschlagen das ich gerne bereit bin, nach meinem Dienst, wenn ich mal früher fertig bin, noch etwas im Büro aus zu helfen. Dass ich meine Stunden brauche und definitiv nicht überfordert bin. Was mir zu schaffen macht ist das ständige Einspringen und der Druck aus dem Büro, denn ich habe schließlich auch ein Leben. Ich springe gerne mal ein, aber wenn ich was vor habe, dann habe ich etwas vor. Schließlich gibt es auch Freiberufler oder Leasingkräfte. Ich verstehe außerdem nicht wieso ihnen die Qualität so egal ist, dass es mir peinlich ist, wenn Patienten mich ansprechen, dass eine Kollegin sich keine Handschuhe zum Verbandswechsel anzieht und sich ihre Hände nicht desinfiziert. Ich meinte, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie Qualität ihm so egal sein kann. Patienten, die z.B. Einkaufen gehen oder von Bekanten gefragt werden, wie sie ihren Pflegedienst finden, antworten bspw. es ist ein schlechter Pflegedienst, Empfehlung ausgeschlossen. Außerdem finde ich das unfair, dass er mich bestraft, obwohl ich die bin die kaum etwas vergisst, wo noch keine Beschwerden gekommen sind und dennoch teilweise 1-2 Stunden schneller bin, was ihm ja zu Gute kommt. Ich meinte, dass ich dann in Zukunft auch langsam laufen werde etc..

Nach diesem Gespräch vergingen ein paar Tage und vor einem Dienst habe ich die Nacht nicht schlafen können und seit Tagen wieder mit Erbrechen zu tun gehabt, bedingt durch meinen Stress-Magen. Ich habe mich dennoch zu meinem Frühdienst geschleppt und bin meine Tour ganz normal gefahren. Während meines Dienstes erhielt ich einen Anruf von der Einsatzleitung:,, Der Spätdienst hat sich für heute Krank gemeldet und du musst den fahren, wir haben keinen anderen.“ Ich meinte daraufhin:,, Ich kann den nicht fahren. Mir geht es leider selbst nicht gut und ich habe heute Nacht nur 2 oder 3 Std. geschlafen, so kann ich nach meinem Dienst kein Auto mehr fahren.” Er meinte dann:,, Musst du aber, ich versuche jemand Anderes zu finden und dann sprechen wir später noch mal.”

Im Büro folgte ein Gespräch mit der Einsatzleitung. Ich wiederholte, das es mir nicht gut geht und ich nicht bzw. kaum geschlafen habe. Die EL meinte es gibt aber keinen anderen. Er versucht noch mal, ob man die Tour teilen kann oder ob er jemanden findet. Zuhause klingelte nach ca.2 Stunden mein Telefon und die EL meinte zu mir: Du fährst dann nachher alleine den Spätdienst. Ich wurde dann langsam etwas wütend und meckerte ins Telefon. Ich verwies auf das Arbeitsschutzgesetz und das ich auch zum Arzt gehen kann. Die EL meinte dann, dass sie das dem Chef erzählt und er sich bei mir melden wird. Nach einer weiteren Stunde rief er an und war sehr freundlich. Er sagte ich solle morgen meine Tour fahren und brauche heute nicht den Spätdienst fahren.

Ich konnte wieder nicht schlafen und habe gebrochen, bin aber meine Tour wie geplant gefahren. Im Büro angekommen, habe ich meine Übergabe gemacht und anschließend grinste meine EL mich an und teilte mir mit, dass ich jetzt ein Gespräch mit der PDL und dem Chef habe. Gleich daraufhin erschienen sieim Raum und haben mich in einen anderen Raum gebeten. Wir drei haben Platz genommen, die PDL schien zu protokollieren. Mein Chef meinte:,, Ich habe folgendes Angebot, ich streiche deine Minusstunden und dafür unterschreibst du eine 25Stunden Stelle oder ich kündige dich.“ Das war erst wie ein Schlag in mein Gesicht. Dann meinte ich:,, Denken Sie ich lasse mich jetzt erpressen, phhh dann kündigen sie mich. Ich verstehe das auch echt nicht, wir hätten ein gutes Team sein können, aber doch nicht wenn sie mich mit Stunden betrügen und bestrafen, weil ich schneller arbeite.“ Er meinte ob er mich kündigen soll oder ich ihn. Ich meinte nur das ich bestimmt heute gar nichts entscheide, ich mir das erst über Nacht überlegen muss. Er knallte die fertige Kündigung auf den Tisch und meinte ok, dann macht er es jetzt. Ich unterschrieb diese Kündigung, schaute in seine Augen und sagte nur: Das ist echt die Härte und ging meine Tourenschlüßel einhängen. Er folgte mir und sagte:,, ich bitte dich, dass du das alles ruhig beendest. ich schaute ihn nur an sagte:,, Tzzzzz“  und verließ das Büro.“

Draußen fing ich zu weinen an und rief den anderen Frühdienst, den meine Freundin fuhr, an. Nach dem Gespräch fuhr ich sofort zum Anwalt, machte meine Aussage und reichte Klage beim Arbeitsgericht ein. Als ich vom Anwalt draußen war klingelte mein Telefon und meine Freundin, die den anderen Frühdienst fuhr rief an und meinte:,, Der Chef meinte ich soll dich anrufen und dir sagen, ihr könnt die Kündigung auch beiderseits zerreißen.“  Ich meinte nur:,, Für mich hat es sich erledigt, ich habe Klage eingereicht.“

Ich  meldete mich daraufhin Krank, denn mir ging es auch sehr schlecht. Es ist kein schönes Gefühl, wenn man immer sein bestes getan hat und es dann so endet. Da ich einen Firmenwagen auf einer 1% Reglung hatte, wusste ich, dass ich nochmal mit meinem Chef zur Auto Übergabe in Kontakt treten musste.

Meine Krankmeldung reichte ich per Fax ein und mein Freund brachte das Original vorbei. Das Gericht gab mir Recht und ich erhielt eine Abfindung in Höhe von 3000€. Diese Abfindung machte das negative Gefühl aber nicht weg, bestraft zu werden. Trotz allem habe ich sehr gerne dort gearbeitet, insbesondere da zwei Freundinnen auch dort gearbeitet haben. Die Patienten waren schwer in Ordnung -Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Zur Auto Übergabe sah ich meinen Chef dann wieder, er war super freundlich zu mir gewesen und erkundigte sich wie es mir geht und ob ich eine neue Arbeitsstelle habe. Wenn was ist, dann kann ich mich jederzeit bei ihm melden. Ich war sehr erstaunt darüber wie nett er gewesen ist. Das Schlimmste für mich war, dass ich mich nicht von den Klienten verabschieden konnte und durch Erzählungen von meiner Freundin weiß ich, dass viele Klienten traurig waren und einer sogar geweint hat. Für mich ist es eben nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung.

Analyse des Konflikts

Zwischen mir und allen Beteiligten entstand ein sog. heißer Konflikt, da ich die Dinge immer offensichtlich angesprochen habe. Die Beziehung in der Arbeitsgruppe war eigentlich immer recht gut, außer mit zwei Kolleginnen. Eine Gruppendynamik war anfangs nicht vorhanden, da niemand den Mut hatte, die Missstände anzusprechen. Nach und nach steigerte sich aber die Gruppendynamik und die Leitung schien dies auch zu spüren. Bevor die Gruppendynamik ihren Höhepunkt erreicht hat, griff mein Chef ein und beseitigte mich, die treibende Kraft, durch die Kündigung. Es ist eben einfacher einen Mitarbeiter aus zu sortieren, als sein ganzes System um zu stellen, mit welchem er schon über Jahre arbeitet. (falsche Zeitkonten führt)

mit dem Wissen von heute- was hätte anders laufen können

Heute hätte ich diese Gespräche nicht für das ganze Team, sondern nur für mich bzw. zwischen mir und dem Chef geführt. Ich dachte im Team (gemeinsam) sind wir stärker, im Grunde gab es aber kein ,,Gemeinsam“, denn ich hab immer die ersten Schritte getan. Ein Gemeinsam wäre, wenn jeder mal etwas gesagt hätte oder wir eine Überlastungsanzeige vom gesamten Team aufgesetzt hätten. Trotzdem hätte ich die anderen Kollegen weiter motiviert, ihre Rechte zu vertreten.Ich hätte meinen Chef alleine auf viele Dinge ansprechen sollen. Vermutlich hat er sich genervt gefühlt und gemerkt das ich die anderen motiviere, ihn auf Missstände aufmerksam zu machen. Dennoch denke ich, dass er auch dann nichts geändert hätte. Ich war in seinen Augen die treibende Kraft und es war einfacher mich zu Kündigen, statt etwas zu verändern oder darauf zu warten, dass ich alle dazu bringe gleichzeitig zu kündigen. Im Grunde ist mein ehemaliger Chef genau so ein  Sturkopf wie ich. Wir wollten um jeden Preis unser Interesse durchsetzen. Ich wusste, dass ich mich im Recht befand, dennoch hatte ich ein schlechtes Gefühl meine Rechte an zu sprechen. Ich habe mich betrogen und belogen gefühlt, das hat mich irgendwie persönlich getroffen, da ich ihn eigentlich gut leiden konnte. Mein Chef hätte mir aber auch ehrlich sagen können,  was er wirklich denkt. Ich kann mit allem umgehen aber nicht damit hintergangen zu werden.Das habe ich ihm auch gesagt:,, Wir hätten ein so gutes Team sein können aber doch nicht wenn sie mich hintergehen und nichts daran ändern wollen. Ich kann Sie gut leiden aber nicht, wenn Sie sich mehr und mehr zu meinem Feind machen.  Wir können uns auf einem ehrlichen und korrekten Wege treffen.“ Darauf knallte er mir die schon fertige Kündigung auf den Tisch.

Die Gruppendynamik war anfangs nicht vorhanden, steigerte sich aber immer mehr. Bevor sie aber komplett war, griff mein Chef ein und hat mich, die treibende Kraft, durch eine Kündigung entfernt. Dennoch bereue ich es nicht meinen Chef auf diese Dinge aufmerksam gemacht zu haben. Es ist gerade wegen der schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege wichtig, diese Dinge an zu sprechen. Wenn ,,alle“ weiter schweigen, dann wird sich nie etwas ändern und es fällt mir schwer zu verstehen warum alle Angst haben, Angst ihre eigenen Rechte an zu sprechen.

Die Leitung hätte allerdings auch nicht einfach alles so lassen dürfen. Ich fand sein Leitungsverhalten sehr ignorant und unfair. Er hätte die Gespräche anders führen und seine Versprechen, etwas zu ändern einhalten sollen. Ich für mich muss lernen mir Ruhezeiten zu gönnen, wenn mein Körper diese braucht und mir wegen meines Magens (Psychosamtische Symptome) Hilfe holen.

Wenn ich wieder genug Kraft gesammelt habe, dann werde ich mich Selbständig machen. Ich habe ein Konzept für eine WG (für Pflegebedürftige) auf einem Bauernhof erarbeitet. Dort möchte ich Lebensmittel anbauen, die Bewohner bei allem involvieren und völlige Transparenz schaffen. Ich bin eh ein super ehrlicher Mensch, denn ich habe keine Angst mein Empfinden zu äußern und möchte niemanden schaden. Mit Hilfe einer veganen Ernährung, zusammengestellt von einer Ernährungsberaterin, möchte ich beweisen das Cholesterin im Blut und auch der Blutzucker sich enorm verbessern können. Die aktive Teilnahme am Hofleben fördert die Bewegung und erhält die vorhandenen Ressourcen. Die Natur und auch die Tiere helfen den Bewohnern einen geregelten Tagesablauf zu führen und können sogar Menschen aus Depression holen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Bewohner so wieder voller Lebensfreude aufblühen und vor allem weniger Medikamente benötigen.

2 thoughts on “Sozialer Konflikt Konfliktdarstellung: Konflikt zwischen mir und meinem ehemaligenVorgesetzten, bedingt durch die schlechten Arbeitsbedingungen, Qualität der Pflege und Verstoß gegen den Arbeitsvertrag

  1. Hey. Habe bei insta öfter deinen link zum blog gesehen aber nicht gefolgt. Ich mag Deine Art zu schreiben und Du hast definitiv viel zu erzählen! Die Idee mit der Bauernhof WG finde ich super!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.